BP:
 

18.03.2025

Frauenanteil in Bauberufen steigt nur langsam

Geschlechterklischees, Berufsimages und fehlende Vorbilder halten Frauen ab

Der Fachkräftebedarf der Baubranche ist hoch. Viele Betriebe haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Gleichzeitig ist die Bauindustrie eine der Branchen mit dem höchsten Männeranteil. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie, Partnerorganisation der Initiative Klischeefrei, will das ändern.

Frauenanteil in Bauberufen steigt nur langsam

Um mehr Frauen für die Baubranche zu gewinnen und auch zu halten, hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (BAUINDUSTRIE) das FrauenNetzwerk Bau gegründet. Die Schirmherrschaft hat Bundesbauministerin Klara Geywitz übernommen. Nur ein Jahr nach seiner Gründung hat das Netzwerk schon 800 Mitglieder aus ganz Deutschland. Das Netzwerk richtet sich auch ausdrücklich an Studentinnen und weibliche Auszubildende, um sie auf ihrem beruflichen Weg zu unterstützen. Den Frauen der Branche kommt eine besondere Rolle als Vorbild für weibliche Nachwuchskräfte zu, denn dies ist laut BAUINDUSTRIE ein Grund für den geringen Frauenanteil.

BAUINDUSTRIE-Vize-Präsidentin Jutta Beeke sagt dazu: „In Westdeutschland bestand bis 1994 ein Frauenarbeitsverbot auf dem Bau – somit konnten sich Frauen-Vorbilder gar nicht erst entwickeln, etwa in Familien.“ Aus ihrer Sicht sei die Branche zwar nicht unattraktiv, bei der Integration weiblicher Fachkräfte aber vor allem mit Klischees ausgestattet. Als Beispiel nennt sie die körperliche Arbeit an der Rüttelplatte, die gängigen Vorstellungen zufolge nur von Männern verrichtet werden könne. „Ausgelassen wird in dieser veralteten Vorstellung, dass Planung einen großen Teil der Arbeit ausmacht und dass Automatisierung sowie Technisierung in der Bauindustrie schon gang und gäbe sind“, so Beeke.

Trotz dieser Bemühungen des Verbands erhöht sich der Anteil weiblicher Fachkräfte nur langsam. Während in der Gesamtwirtschaft heute 46 Prozent der Beschäftigten Frauen sind, sind es in der Bauwirtschaft nur 14 Prozent (2000: 12 Prozent). In den Berufen des Bauhauptgewerbes, also beispielsweise Maurer/Maurerinnen, Betonbauer/Betonbauerinnen oder Zimmerleute, beträgt ihr Anteil nur 11 Prozent (2000: 9 Prozent). In einzelnen bauhauptgewerblichen Berufen liegt der Frauenanteil sogar weit darunter. In den Ausbauberufen, also zum Beispiel bei den Trockenbauern/Trockenbauerinnen, in der Bautischlerei oder im Jalousiebau arbeiten insgesamt mehr Frauen, doch auch hier übersteigt der Frauenanteil in keinem Beruf 7 Prozent.

Die Unternehmens- und Berufskulturen auf dem Bau sind naturgemäß stark männlich geprägt. Der Umgangston gilt als eher rau, die Arbeitszeiten sind wenig familienfreundlich. Frauen müssen sich erst einmal durchsetzen, um ernst genommen zu werden. Dies gilt jedoch für viele Branchen und Berufe. Bei Bauberufen kommen außerdem die klischeehaften Berufsvorstellungen hinzu.

Doch es gibt Frauen in der Baubranche. Sie arbeiten eher in der Architektur und in der Planung. In der Architektur und in der Stadt- und Raumplanung sind über die Hälfte der Beschäftigten weiblich. Die Zahlen zeigen aber auch: Führungskräfte sind immer noch überwiegend Männer. Hier macht der Frauenanteil nur gut 7 Prozent aus. Dabei haben Frauen durchaus Interesse an einem Bauingenieurstudium. Etwa ein Drittel der Studienanfänger sind weiblich.

Bis die Baubranche weiblicher wird, wird es noch etwas dauern. Aber die Weichen dafür sind gestellt. Wichtig ist neben dem Abbau von Geschlechterklischees auch eine Veränderung der Images der Bauberufe und die Entwicklung einer frauenfreundlichen Branchen-Arbeitskultur, von der letztlich auch Männer profitieren.