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08.03.2025

Internationaler Frauentag: Gleichberechtigung ist ein Gewinn für alle

Gemeinsam stark für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik

„Ich hatte nicht geglaubt, dass 1948/1949 noch über die Gleichberechtigung überhaupt diskutiert werden müsste und ein ganz erheblicher Widerstand zu überwinden war!“, notierte Elisabeth Selbert, eine der Mütter des Grundgesetzes, zu ihrem Kampf für den Gleichberechtigungssatz im Grundgesetz. Heute, 77 Jahre später, sind Frauen immer noch unterrepräsentiert: in Führungspositionen, Parlamenten, in zukunftsweisenden Berufen. Warum ist das so und was können wir tun?

Internationaler Frauentag: Gleichberechtigung ist ein Gewinn für alle

Im neu gewählten Parlament sind weniger als ein Drittel der Abgeordneten Frauen. Doch wo Frauen fehlen, geraten ihre Interessen weiter in den Hintergrund – in der Politik wie in der Wirtschaft. Wenn die Gleichberechtigung von Frauen stagniert oder gar rückläufig wird, hat das nicht nur negative Folgen für Frauen selbst, sondern auch für Männer – und nicht zuletzt für die Wirtschaft. Warum dies so ist, erklären Immanuel Vincent Herr und Martin Speer, Botschafter der Kampagne HeForShe von UN, in Interviews mit der Süddeutschen Zeitung und der WirtschaftsWoche über ihr Buch Wenn die letzte Frau den Raum verlässt: Was Männer wirklich über Frauen denken. Vorurteile, Ängste und krude Argumente gegen Gleichstellung. Herr stellt gegenüber der Süddeutschen Zeitung fest: „Frauen sind in keinem Land der Welt und in keinem gesellschaftlichen Bereich gleichberechtigt, und sie waren es noch nie." Er zeigt sich beeindruckt, „wie geduldig viele Frauen sind“.

Klischees auf Hochtouren

Doch sind Frauen wirklich „geduldig“? Oder sind es nicht vielmehr tief verwurzelte Geschlechterklischees in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Frauen in den Hintergrund treten lassen? Gehört es nicht zur DNA der klassischen Frauenrolle, sich zurückzunehmen, eigene Interessen hintanzustellen und Platz zu machen für das vermeintlich „Wichtigere“ – im Privaten, Beruflichen und auch in der Politik? Frauen, die sich nicht an diese Spielregeln halten und für ihre Rechte auch öffentlich eintreten, erleben häufig so massiven Gegenwind, dass der Eindruck entsteht, seit den Zeiten der Frauenrechtlerin Elisabeth Selbert habe sich nicht grundlegend etwas geändert. Aktuell flammen Weiblichkeitswahn und Männlichkeitswahn aus diversen Lagern wieder auf und verbreiten sich rasant über die Sozialen Medien. Umso wichtiger ist es, weiterhin für Gleichberechtigung einzutreten.

Gleichberechtigung ist auch Männersache

In ihrem Buch nehmen Herr und Speer daher ausdrücklich Männer in Pflicht. Doch nicht nur das: Sie möchten Männer als Verbündete von Frauen gewinnen, weil sich ihr Einsatz für Gleichberechtigung auch für sie selbst lohnt. Denn auch Männer werden von starren Rollenbildern eingeschränkt. Viele sind verunsichert und auf der Suche nach Orientierung. Als Berater entwickeln Herr und Speer deshalb Strategien und Praktiken für Individuen und Organisationen, etwa zu wichtigen gesellschaftspolitischen Themen wie Sorgearbeit und Elternzeit.

Gleichberechtigung geht nur gemeinsam

Gleichberechtigung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Wo sie fehlt, entgeht Unternehmen viel Potenzial. Das haben bereits viele Unternehmen erkannt. Herr und Speer appellieren daher an Unternehmen, Programme und Maßnahmen, die Vielfalt in Unternehmen stärken, konsequent fortzuführen. Und nicht nur sie. Viele Partnerorganisationen der Initiative Klischeefrei engagieren sich dafür, Bedingungen für mehr Gleichberechtigung zu schaffen – mit der Entwicklung einer entsprechenden Unternehmenskultur oder auch mit eigenen Angeboten.

Wie zum Beispiel Heiner Fischer, Diplom-Sozialpädagoge und Berater, der mit seinem Unternehmen Vaterwelten nicht nur Väter schult und vernetzt, die aktiv und selbstbewusst eine gleichberechtigte Beziehung und Vaterschaft leben möchten. Er berät außerdem Unternehmen zu Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Seit mehreren Jahren ist er mit seiner Firma Partner der Initiative Klischeefrei. „Elternzeit ist ein Recht und kein Privileg, auch für Väter“, sagt er. Fischer fordert mehr Angebote für Männer und eine strukturelle Organisationsentwicklung auf Seiten der Arbeitgeber. Das zahlt sich am Ende auch für Frauen aus, denn derzeit lastet die meiste Care-Arbeit auf ihren Schultern und hindert sie daran, beruflich oder politisch so aktiv zu sein wie es für Männer selbstverständlich ist.

Claudia Müller, ebenfalls Partnerin der Initiative Klischeefrei, wendet sich mit ihrem Engagement vor allem an Frauen. Mit dem Female Finance Forum schult die Ökonomin Frauen im Umgang mit Geld und dem Aufbau eines eigenen Vermögens. „Finanzielle Unabhängigkeit ist ein Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Sie ermöglicht es Frauen, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne von finanziellen Abhängigkeiten eingeschränkt zu werden“, sagt sie. Aktuell beträgt der Gender Pay Gap, die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen laut Statistischem Bundesamt 16 Prozent (bereinigt) und 6 Prozent (unbereinigt). Größter Treiber ist die eingeschränkte Berufswahl, darüber hinaus Auszeiten für Care-Arbeit und Teilzeitarbeit, entsprechend unterschiedliche Karriereverläufe von Frauen und Männern und die schlechtere Bezahlung von vielen Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten. 

Die Rolle der Berufs- und Studienwahl

Die Berufsbildungsforschung zeigt: Jugendliche schließen viele Berufsmöglichkeiten per se für sich aus, weil sie denken, dass der Beruf nicht zu ihrem Geschlecht passt. Und so gehen junge Frauen und Männer oft unterschiedliche Wege. Das hat Folgen für unsere Gesellschaft: eine davon ist, dass Frauen und Männer unsere Gesellschaft nicht gemeinsam gestalten und weiterentwickeln. Aktuell revolutioniert die Künstliche Intelligenz die (Arbeits-)Welt – und nur wenige Frauen sind an der Entwicklung dieser Technologie beteiligt. Ein Grund, dringend junge Frauen für den IT-Bereich zu gewinnen.

Das Netzwerk von Partnerorganisationen aus allen Bereichen der Gesellschaft ist zentraler Bestandteil der Initiative Klischeefrei. Das Ziel: die (Arbeits-)Welt klischeefreier zu gestalten, damit die Interessen von Frauen und Männern gleichermaßen berücksichtigt werden. Dafür setzt die Initiative Klischeefrei früh an, um Kindern und Jugendlichen von Anfang an eine klischeefreie Bildung und später eine an persönlichen Interessen und Stärken orientierte Berufs- und Studienwahl zu ermöglichen.  

Machen auch Sie mit!

Die Initiative Klischeefrei setzt sich ein für die Überwindung von Geschlechterklischees bei der Berufs- und Studienwahl. Eine klischeefreie Berufswahl für junge Menschen kann dazu beitragen, dass Kinder schon früh erfahren, dass Berufe kein Geschlecht haben, dass sie also alles werden können. Dies ist ein wichtiger Beitrag für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

Mitmachen – so geht's!

Wer ist schon dabei? Übersichtskarte der Partnerorganisationen

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