Gesellschaftlich fest verankerte Geschlechterstereotype prägen von früher Kindheit an trennende Vorstellungen von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ und haben einen maßgeblichen Einfluss auf Berufsvorstellungen junger Menschen. Jugendliche lassen sich bei der Berufswahl häufig von diesen Stereotypen anstatt von ihren individuellen Stärken und Interessen lenken. Sie konzentrieren sich auf nur wenige Berufe und engen damit ihr Berufswahlspektrum stark ein.
Im Zusammenhang mit der Berufs und Studienwahl bedeutet Chancengleichheit, diese Geschlechterstereotype zu hinterfragen und jungen Männern und Frauen gleiche Verwirklichungschancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Sich beruflich verwirklichen zu können, ist ein wesentlicher Aspekt persönlicher Zufriedenheit und Lebensqualität.
Berufe und Geschlecht im Wandel
Viele Berufe werden mit einem bestimmten Geschlecht in Verbindung gebracht. Die historische Entwicklung von Berufen – zum Beispiel im Gesundheitswesen – zeigt jedoch, dass diese Assoziationen wandelbar sind. Während der Arztberuf mit Entstehung des Medizinstudiums allein Männern vorbehalten war, liegt der Anteil der Studentinnen im Studienfach Allgemeinmedizin heute bei rund 60 Prozent. Ob ein Beruf mehrheitlich von Frauen oder Männern ausgeübt wird, ist vor allem davon abhängig, ob Männern und Frauen im jeweiligen historischen Kontext die dafür notwendigen Eigenschaften und Fähigkeiten zugeschrieben werden.
Mithilfe der Unterscheidung zwischen dem biologischen Geschlecht (Sex) und dem sozialen Geschlecht (Gender) wird verdeutlicht, dass bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten nicht einfach aus der biologischen Geschlechtszugehörigkeit abgeleitet werden können. Sie sind vielmehr ein Ergebnis gesellschaftlicher Zuschreibungs und Bewertungsprozesse. Was in einer Kultur jeweils entweder als „männlich“ oder als „weiblich“ gilt, verändert sich im Laufe der Zeit.
Dieses gesellschaftlich geteilte Wissen darüber, wie Männer und Frauen angeblich sind, wie sie sein sollen und was demnach zu ihnen passt, bildet die Grundlage für den Prozess des „Doing Gender“. Dieser Prozess beschreibt, wie die Geschlechtszugehörigkeit im Alltag hergestellt und verdeutlicht wird, zum Beispiel durch die Art zu gehen, zu sitzen, sich zu kleiden, die Wahl der Sportart – oder eben die Berufs und Studienwahl.
„Klischeefrei macht Schule“
Junge Menschen haben vielfältige Interessen und Potenziale – weit über Geschlechterklischees hinaus. Mit dem vorliegenden MethodenSet der Initiative Klischeefrei wollen wir Sie dabei unterstützen, Geschlechterstereotype und Dynamiken, die Jugendliche bei der Berufs und Studienwahl einschränken, zu erkennen und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu reflektieren. Ziel ist, Jugendlichen die gesamte Bandbreite beruflicher Perspektiven aufzuzeigen und sie zu ermutigen, ihren individuellen Stärken und Interessen zu folgen.